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Podcast mit Katja Sator: “Bloß nicht ins Familienunternehmen!”

Podcast mit Katja Sator: “Bloß nicht ins Familienunternehmen!”

So dachte Katja Sator, Geschäftsführerin des Honerbetriebs Frankenstein Präzision in ihrer Jugend. Viel zu viele Reibungspunkte gab es mit ihrem Vater, der das Unternehmen gegründet und in klassischer Manier geführt hatte und der seine Tochter nicht als fähige Nachfolgerin in einem Technikunternehmen sah. Aber eines Tages wurde ihr bewusst, dass das elterliche Unternehmen doch genau der richtige Ort sein könnte, ihre Berufung zu leben. Und dann traf sie eine mutige Entscheidung…

In der vierten Folge meines Podcasts „Die Nächsten, bitte!“ habe ich Katja Sator zu Gast. Katja ist Inhaberin und Geschäftsführerin von “Frankenstein Präzision“, ein in der schwäbischen Alb ansässiges „Honunternehmen“. Sie erzählt, warum sie trotz starker Differenzen mit ihrem Vater doch eines Tages entschieden hat, ins Unternehmen einzusteigen, wie sie mit (inneneren) Vorurteilen gegenüber Frauen im Technikbereich zu kämpfen hatte und wie sie es geschafft hat, einen wertebasierten Kulturwandel im Unternehmen herbeizuführen.

 

 

“Mein Vater und ich – das hat lange überhaupt nicht funktioniert! Wir hatten ein komplett verschiedenes Menschenbild. Die Reibung war so groß, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jemals mit ihm zusammenzuarbeiten und schon gar nicht in seine Fußstapfen zu treten.”

“Nach der Schule ging ich in den sozialen Bereich. Bloß weit weg vom Betrieb! Irgendwann wurde mir aber klar, dass ich hier keine großen Karrieremöglichkeiten hatte. Ich beschloss dann, eine Coachingausbildung zu machen. Fähigkeiten aus Menschen herauszukitzeln, die sie selbst nicht sehen, Menschen bei ihrer Entfaltung zu unterstützen: Dieser Wunsch zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben!”

“Mein Vater hatte das Unternehmen erfolgreich groß gezogen. Größer als ihm lieb war, eigentlich. Als er dem Druck nicht mehr stand halten konnte, beschloss er, das Unternehmen zu verkaufen. Auf die Idee, mich zu fragen, ob ich übernehme, kam er gar nicht: Ein Mädchen, das ein Honerunternehmen führen soll, das geht nicht!”

“Mit diesen Minderwertigkeitsgefühlen kämpfe ich noch heute. Inzwischen kann ich damit umgehen, weil ich meine Stärken sehe, aber in Drucksituationen kommen sie auch heute bisweilen zu Tage.”

„Nach der Übernahme den eigenen Weg im Unternehmen zu finden, ist keine leichte Aufgabe! Ich habe einige Aufstellungsarbeit gemacht, um die Sache ins Fließen zu bringen und dem Unternehmen Wachstum zu bescheren.“

“Vor zehn Jahren war es um die Gleichberechtigung noch schlechter gestellt. Eine diesbezügliche Anekdote: Während eines Kundenbesuches fragte mich der Kunde nach einer überaus netten Smalltalkrunde: Wann kommt denn der Chef? Darauf ich lächelnd: Der steht vor Ihnen!“

“Mein Vater hat mir mitgegeben, weiters gehen, auch durch schwierige Situationen durchzubeißen, Mut zu haben. „Jetzt probieren wir’s!“ Ist so ein Satz, den ich immer wieder zu hören bekam und der mich geprägt hat.”

“Ich habe ein komplett anderes Führungsverständnis als mein Vater. Du musst es schaffen, die Mitarbeiter über das Thema Werte mit dem Unternehmen zu verbinden. Dafür beziehen ich die Mitarbeiter stark ein, anders geht es in meinen Augen heute nicht!”

“Ich habe das Unternehmen meines Vaters zu einem ganz anderen gemacht. Nicht mehr so von einem Kunden abhängig zu sein, die Technik vorangebracht zu haben und den Umgang mit den Mitarbeitern verändert zu haben – all das sind meine Verdienste, auf die ich sehr stolz bin!”

“Wir diskutieren immer noch unterschiedlich, aber wir haben gegenseitigen Respekt voreinander. Das ist eine wichtige Basis!”

“Heute ist viel mehr Liebe zwischen uns. Die war damals irgendwie verdeckt.”

“Mein Vater ist heute wieder viel im Unternehmen präsent. Und das klappt ausgezeichnet. Ich glaube, dass er recht stolz ist, wie es sich die Dinge entwickelt haben.”